D. Hennings: Raumakustik in der Plusenergie-Schule Hohen Neuendorf

5. Projektübergreifende Auswertung

Die Übertragbarkeit der ‘Puristischen Lösung’

Der an der Plusenergie-Schule Hohen Neuendorf umgesetzte ‘Puristische Lösungsweg’ für Räume mit schallharter Decke, in der die thermischen und die akustischen Funktionen auf getrennte Flächen verteilt sind, ist auf viele andere Räume über­tragbar. Die auch hier realisierte Aus­führ­ungs­form, bei passiv oder aktiv thermisch ge­nutz­ter Beton­decke die Schallabsorber über­wieg­end an den Wänden anzuordnen, eignet sich besonders gut für alle Raumarten, in denen raum­weite Kommuni­kation oder Vorträge und ähn­liche Darbietungen statt­finden sollen, wie beispielsweise Seminar-, Unterrichts-, Vortrags- und Konferenz-Räume, Hör­säle, Theatersäle und viele mehr.

Für eine gute Funktion müssen einige Voraus­setzungen erfüllt sein. Dazu zählen:
• An den Wän­den muß genügend Fläche für eine der Nutzung angemessene Bedämpfung zur Ver­fügung stehen. Ein hoher verglaster Anteil der Wände kann also hinderlich sein. Die Klassen­räume in Hohen Neuendorf markieren für ihre Raum­größe etwa das Maximum des noch gerade ver­träglichen Verglasungsanteils der Wände.
• Die verwendeten Schallabsorber sollen bevor­zugt spektral breitbandig wirken, so daß der Raum ein ausgewogenes Nachhall-Spektrum erhält. Darüber hinaus gelten (selbstverständlich) allge­meine Regeln der raum­akustischen Planung.

Entwicklungsbedarf: hochwirksame und kostengünstige Tiefen-Absorber

Obwohl in diesem Projekt bis in den unteren Sprach­frequenz-Bereich die Nachhallzeiten der DIN-Empfehlung entsprechen, ist für zukünftige Projekte hier eine Weiterentwicklung, insbeson­dere an hochwirksamen und zugleich kosten­günstigen Tiefen-Absorbern wünschenswert. Ein vielver­sprech­ender Ansatz dazu ist das Konzept des ‘Kanten-Absorbers’, der den (immer vorhan­denen) ‘Kanteneffekt’ der verbesserten Absorber­wirkung in den Raumkanten durch seine Konstruk­tionsart in optimaler Weise nutzt.

Hinderlich ist, das bisher weder in Schulen einsetzbare Kanten-Absorber am Markt sind, noch geeignete Berechnungs-, Dimensionierungs- und Planungs-Unterlagen zur Verfügung stehen. Es besteht hier also noch Entwicklungsbedarf, sowohl was die Bereitstellung von Planungs-Hilfen und -Werkzeugen betrifft, als auch im Erproben einschließlich dem meßtechnischen Überprüfen in der baupraktischen Anwendung in Unterrichts­ räumen.

Schallabsorption durch Grundschulkinder

Als Nebenergebnis wurden aus den unterschied­lichen Nachhallzeiten der Messungen im ‘unbe­setz­ten’ (1 Erwachsener) und im ‘maximal be­setz­ten’ Klassenraum (3 Erwachsene und 32 Kin­der) äquivalente Schallabsorptionsflächen von Grund­schul­kindern abgeleitet.

Da die Differenz der Besetzungen neben 32 Kin­dern auch aus 2 Erwachsenen bestand, wurden 3 Datensätze berechnet, mit den näherungsweisen Annahmen, daß ein Erwachsener die gleiche Absorptionswirkung hat wie 2, 3 oder 4 Kinder (siehe Grafik unten).

Grafik 5.1: Die aus den Messungen im Klassenraum berechneten äquivalenten Schallabsorptionsflächen für Grundschulkinder sowie zum Vergleich zwei Datensätze aus dem Anhang zu DIN 18041 (2004). Die drei Kurven zur Messung ‘Hohen Neuendorf’ beziehen sich auf verschiedene Annahmen über die Wirkung der bei der Messung anwesenden Erwachsenen (vgl. Text).


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